Philipp von Bülow – Ein Interview mit dem Unternehmer und Extrem-Enduro Fahrer über Leidenschaft und Erfolg

Heute habe ich einen besonderen Blogbeitrag für Euch. Mein erstes Interview. Ich freue mich, dass ich dieses Interview mit Philipp führen durfte.

Wie es dazu kam?

Auch wenn ich offensichtlich schwerpunktmäßig auf der Straße unterwegs bin, so schlägt mein Herz seit frühester Kindheit für den Offroad-Bereich. Wenn ich dann in meinem eher (furz-)trockenen beruflichen Umfeld auch noch auf Menschen treffe, die diese Leidenschaft nicht nur teilen, sondern diese auch noch in Perfektion beherrschen und leben, dann ist ja wohl klar, dass ich mit diesen Menschen in den Austausch gehen möchte.

So geschah es in einer nicht lang zurück liegenden pandemischen Zeit, dass ich berufsbedingt auf LinkedIn auf die Firma lawpilots und damit auf den Geschäftsführer Philipp von Bülow aufmerksam wurde. Hard-Enduro-Fahrer sind im juristischen Bereich ungefähr so weit verbreitet, wie der klassische Obstkorb in einem Handwerksbetrieb.

Und so habe ich 2020 eine superspannende virtuelle Mittagspause mit Philipp verbracht und eine Menge über seine Passion Motorradfahren, seine Affinität zur Unternehmensgründung und seine Liebe zur Mongolei erfahren. Wie das alles zusammen passt? Das bringt Philipp mit seinen Antworten auf meine Fragen meiner Meinung nach sehr schön auf einen Punkt. Was ist diese eine Sache, die Motorsport und Business einfach unweigerlich miteinander verbindet?

Der Glaube an sich selbst und eine gehörige Portion Cojones.

In den letzten Jahren hat Philipp nicht nur als CEO von lawpilots eine beeindruckende Entwicklung erlebt, sondern auch auf den rauen Offroad-Strecken sein Können unter Beweis gestellt. Von den Anfängen bei lawpilots bis hin zu den Herausforderungen und Erfahrungen im Extrem-Endurorennen teilt Philipp seine inspirierende Reise und erzählt, wie seine Leidenschaft für den Motorsport und der Unternehmergeist seine Herangehensweise an die Unternehmensgründung beeinflusst haben.

Tauchen wir ein in die Welt von Philipp und lassen uns von seinem unermüdlichen Antrieb und seiner Entschlossenheit inspirieren.

Das Interview

Philipp, Du sitzt ja bereits seit frühester Kindheit auf dem Bike. Was war für Dich der ausschlaggebende Punkt, mit Extrem-Enduro Rennen zu beginnen?

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Es stimmt, ich habe schon mit 5 Jahren angefangen Motorrad zu fahren — damals mit einem Kindermotorrad von Malaguti, einer Ranocchio 50, die unser Vater meinem Bruder und mir schenkte. Wir verbrachten damals viele Stunden auf dem Bike und fuhren bei uns auf dem Hof und in den Wäldern. Unser Vater selbst hatte erst in den achtziger Jahren angefangen Motorrad zu fahren, nachdem unsere Mutter ihm spontan eine Enduro (Honda MTX 200) zum Geburtstag schenkte. Wir teilten die Faszination zum Motorsport und fuhren verschiedene Bikes im Laufe unserer Jugend (Yamaha PW 80, Suzuki RM 80, Yamaha YZ 125, Kawasaki KLX 250). Wir sammelten viele Erfahrungen auf unzähligen Rallye-artige Touren in Polen, Marokko, Australien, Italien, Portugal, Island, Spanien und natürlich bei uns in Schleswig-Holstein.

Durch einen Freund kam ich dann 2018 zum Hard-Enduro. Er selbst war schon einige Hobbyrennen mitgefahren und nahm mich mit zu Rennen (Rumänien, Spanien etc.). Durch ihn lernte ich dann Leon Hentschel kennen, der damals schon zu den Top-3 in Deutschland gehörte. Ich trainierte viel mit Leon und seinen Vater Michael (Ex-KTM Mechaniker, damals für Andreas Lettenbichler). Sie nahmen mich viel mit zu Rennen und ich lernte viel über den Sport.

Was für eine Maschine fährst Du aktuell und welche Zusatzausstattung ist drin/dran?

Ich fahre eine GasGas EC 300. Ich habe das Fahrwerk (Dämpfer) einkürzen lassen, um besser an der Bergen auf den Boden zu kommen. Ansonsten viele Parts, um den Motor, den Kühler, die Bremsscheiben etc. zu schützen. Ein sinnvolleres Kühlerschlauchsystem habe ich auch, damit sie nicht zu heiß wird und eine andere Übersetzung. Leistung hat das Motorrad genug, da muss man nicht wirklich was machen. Wichtig ist, welche Reifen man für welches Rennen wählt (von hart bis sehr weich) und wir fahren Mousse (Mousse besteht zu 100 % aus einem Gummigemisch und ersetzt einen Schlauch im Reifen), um keine Platten während des Rennens zu haben.

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Wie oft trainierst Du für ein Rennen und wie lange vorher beginnst Du mit den Vorbereitungen?

Ich trainiere viel zu wenig, um ehrlich zu sein. Ich versuche aber zumindest ein Mal am Wochenende zu fahren. Wichtig für mich ist das Ausdauertraining, um die langen Rennen durchzuhalten.

Was war Deine dunkelste Stunde während eines Rennens?

Man versucht solche Momente natürlich zu vergessen, aber 2021 bin ich heftig bei den Red Bull Romanics am ersten Tag gestützt. Es war ein langer Downhill, wo ich immer schneller wurde und das Motorrad nicht wegschmeißen konnte. Ich knallte dann gegen einen Baum und hatte mir die Seite an den Rippen aufgerissen — ich befürchtete das Schlimmste, als ich das Blut sehen konnte. Im Endeffekt war es ein großer Cut, der nicht genäht werden musste mit einigen Prellungen. Problem war, dass das Motorrad ziemlich kaputt war. Ich konnte aber zum Glück alles für den Moment reparieren und weiterfahren. Im Anschluss, konnte ist das Rennen zwar zu Ende fahren (noch drei weitere Tage), konnte aber die Top20 in meiner Klasse nicht mehr erreichen.

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Wie hast Du es geschafft, Dich in dieser Situation wieder zu motivieren und weiterzumachen?

Nachdem ich bemerkt hatte, dass die Schmerzen in Ordnung waren und ich damit fahren konnte, wollte ich nur noch ins Ziel. Es war der härteste Tag auf dem Bike rückblickend: dehydriert, angeschlagen und immer wieder im Kopf, dass es doch etwas Schlimmeres sein könnte. Ich habe die Fähigkeit mich in oft ausweglosen Situationen hart zu motivieren, da ich an mich und die Leistung des Motorrads glaube.

In welchen Ländern kann man an solchen Rennen teilnehmen?

Vor allem viel in Osteuropa. Es gibt tolle Rennen in Kroatien (Extrem Enduro Lika), Rumänien (Red Bull Romanics, Panorama Enduro) oder die Hard Enduro Series (vor allem im Osten Deutschlands).

Was für ein Budget an Geld und auch an Zeit muss man für so ein Rennen aufbringen?

Der Sport ist schon teuer, wenn man ehrlich ist. Ein Bike kostet +10.000 €, dann noch die Ersatzteile, Benzin, Startgebühren, Reisekosten etc. — da ist man bei weiteren Tausend Euro im Jahr schnell dabei. Ich hatte mir damals sogar einige Sponsoren für die erste Saison gesucht, die etwas Geld dazugegeben hatten.

Wann startet dein nächstes Rennen und kann man das online verfolgen?

Ich fahre dieses Jahr nur bei den Offroad Scramble Rennen in Deutschland mit. Die sind unkompliziert, machen Spaß und man fährt gute Strecken. Hauptberuflich bin ich Geschäftsführer bei lawpilots, da passiert sehr viel. Wir machen E-Learnings in den Bereichen Datenschutz, IT-Sicherheit, Compliance, ESG und Arbeitsschutz. Der Schulungsbedarf der Mitarbeitenden steigt exponentiell, da die gesetzlichen Anforderungen an Unternehmen immer komplexer werden. Das ist ein rasant wachsender Markt, daher habe ich kaum Zeit mich auf andere Rennen zu konzentrieren und groß vorzubereiten. Die ORS Rennen kann man zum Teil bei Instagram mitverfolgen. Nächstes Jahr wollen wir wieder bei den Romaniacs mit einigen Freunden starten.

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Hat der Sport einen Einfluss auf die Gründung deines Unternehmens Motor Brothers Mongolia gehabt?

Genau, aber auch das Land begeistert mich enorm. Mein Traum war es damals alle meine Freunde und Familie dort einzuladen und ihnen das Land zu zeigen: endlose Weiten, mythische Geschichten und pure Freiheit auf zwei Rädern. Die letzten Jahre waren schwer für uns dort, da sowohl Corona, als auch der Ukrainekrieg die Einreise extrem beeinflusst haben. Wir hoffen, dass die nächsten Jahre wieder besser werden.

Mehr zu den Motor Brothers

Wie haben dich die Herausforderungen, die du auf dem Motorrad während des Rennens meistern musst, auf die Herausforderungen vorbereitet, die du als Gründer und Führungskraft bewältigen musst?

Ich bin ein Kämpfer und gebe niemals auf. Das Ziel ist oft so nah und doch so fern. Du musst viele Hürden meistern, um ans Ziel zu kommen. Wenn du denkst, dass du nicht mehr kannst, kannst du doch noch eine Schippe drauflegen und weiter Gas geben. Diesen Vibe versuche ich auch ins Team zu bringen. Man muss beißen und kämpfen, um ans Gold zu kommen.

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Wie hat deine Leidenschaft für den Motorradsport und insbesondere das Extrem-Endurofahren deine Herangehensweise an die Unternehmensgründung im Allgemeinen beeinflusst?

Ich denke, dass man mal ganz tief gefallen sein muss, um zu verstehen, was das bedeutet. Das Leben kommt oft unerwartet und wenn du dich am sichersten fühlst, machst du einen Fehler — auf dem Motorrad sowie im Job. Du musst immer die Augen offen halten, extrem wachsam sein, deine Umgebung lesen und eins mit der Umwelt und deinem Motorrad werden. Eine Gründung bedeutet, dass du alles aufgibst und sich dein Leben die nächsten Jahre 24/7 und 365 Tage im Jahr darum drehen. Du musst alles geben, darfst keine Zweifel haben, darfst dich nicht beeinflussen lassen, um an Ziel zu kommen: Fokus und Hingabe.

Wie haben deine Erfahrungen im Rennsport dazu beigetragen, dass du ein erfolgreiches Unternehmen aufbauen konntest?

Die Welt des Rennsports erfordert ein hohes Maß an strategischem Denken, Entscheidungsfähigkeit und Teamwork, um an die Spitze zu gelangen. Ein erfolgreicher Rennfahrer muss in der Lage sein, Rennen und langfristige Ziele zu planen, Risiken abzuwägen und das Team effektiv zu führen. Diese Fähigkeiten, die ich im Rennsport entwickeln konnte, sind auch in der Geschäftswelt von unschätzbarem Wert. Ein guter Geschäftsführer muss in der Lage sein, klare Ziele zu setzen, Risiken zu bewerten und innovative Strategien zu entwickeln, um das Unternehmen zum Erfolg zu führen. Durch den Rennsport kann man lernen, unter Druck zu arbeiten, schnelle Entscheidungen zu treffen und sich schnell an sich ändernde Umstände anzupassen – allesamt wichtige Eigenschaften, um ein erfolgreiches Unternehmen zu führen.

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Wie wichtig ist es, in beiden Bereichen – im Extrem-Endurofahren und bei der Gründung eines Unternehmens – die Bedeutung von Risikomanagement zu verstehen?

Wichtig ist dabei zu verstehen, wo deine Limits sind, in beiden Welten. Ich versuche auf den Rennen das Risiko immer gut ein- und abzuschätzen. Ich frage mich also indirekt selbst, ob ich das Hindernis schon mal gefahren bin oder Gefahren aus anderen Situationen ableiten kann. Im Job weiß ich auch genau, was ich kann und wo ich mir einen Experten dazunehmen sollte, der Spezialthemen besser kann als ich. Aber in beiden Welten muss man mutig sein und eben auch neue Grenzen testen. Das ganze Leben ist ein Learning und wer nicht wagt, der nicht gewinnt.

Wie hat deine Leidenschaft für das Motorradfahren und das Rennen dich als Person verändert, insbesondere in Bezug auf dein Selbstvertrauen und deine Entschlossenheit?

Ich hätte damals nie gedacht, dass ich ins Ziel bei den Red Bull Romaniacs („Die härteste Hard-Enduro-Rallye der Welt“) fahre. Obwohl ich viel dafür trainiert hatte, weiß man nie, was einen erwarten wird. Du fährst oft für Stunden alleine durch die rumänischen Wälder, kämpfst dich durch Schluchten und Wälder und denkst viel über dein Leben nach. Ich war schon immer ein Kämpfer im Leben und gebe nicht schnell auf. Du wirst in der Not noch kreativer und setzt alle Hebel in Bewegung, um deine Ziele zu erreichen. Aber klar, man braucht immer ein starkes Team im Hintergrund, beruflich wie auch auf den Rennen. Ich glaube, dass ich durch die Rennen noch mehr Selbstvertrauen bekommen habe und immer daran glaube, dass ich alles im Leben erreichen kann.

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Wie gelingt es dir, den Fokus auf das Rennen zu behalten, während du gleichzeitig ein Unternehmen führst?

Die große Kunst ist es, dass man während der Rennen zumindest versucht die Firma für ein paar Stunden einfach komplett zu vergessen. Man ist nach den Rennen oft noch voll mit Adrenalin und sprüht vor neuen Ideen — jede(r), der/die weiß, wie Adrenalin auf der Zunge schmeckt, der/die weiß, wovon ich rede.

Wie haben deine Erfahrungen im Extrem-Endurofahren deine Fähigkeiten als Gründer und vor allem auch Führungskraft verbessert und welche Fähigkeiten denkst du, dass man benötigt, um in beiden Bereichen erfolgreich zu sein?

In beiden Bereichen braucht man Mut, Entschlossenheit, Selbstvertrauen und einen langen Atmen (Enduro kommt aus dem Spanischen und lässt sich etwa mit hartmachen, ertragen und erdulden übersetzen). Als Gründer schläft man mal schlecht, hast Zweifel, weiß nicht weiter, schämt sich und denkt auch mal, dass man am Ende ist. Doch wie in eigentlich allen Sportarten brauchst du Durchhaltevermögen und darfst nie an dir zweifeln. Jede Erfahrung, egal ob im Sport oder im Unternehmen, macht einen stärker und man wird immer besser. Rückblickend habe ich viel Fehler bei der ersten Gründung gemacht, die ich heutzutage nicht nochmal machen würde. Ich erwarte von meinem Team, genau wie von mir, dass sie alles geben oder es zumindest versucht haben. Aber gleich im ersten Schritt abzubrechen und einzuknicken, sollte nicht der Weg sein. Ich frage mich jeden Tag, wenn ich aus dem Büro gehe, ob ich produktiv war und ob ich motiviert für den nächsten Tag bin. Wichtig ist in beiden Welten Spaß zu haben und nicht zu verbittern an den Start zu gehen, sonst ist man nicht erfolgreich.

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Fazit:

Es bestärkt mich gerade wieder extrem in meinem persönlich schon sehr langehegten Wunsch, mehr Offroad gehen zu wollen. #newkinkactivated.

Wer sich von Philipp inspirieren lassen möchte, der kann ihm auf LinkedIn oder Instagram folgen. Hier gibt es demnächst auch wieder spannende Einblicke ins Extrem-Enduro fahren und über sein Projekt in der Mongolei.

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Vielen Dank Philipp, dass du dir die Zeit genommen hast, meine Fragen so ausführlich zu beantworten.

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