Der diesjährige Honda Pressetag stand ganz im Zeichen von „Adventure“. Wie im Vorjahr hatte Honda seine gesamte Produktpalette dabei, doch der wahre Star des Tages war die lang erwartete Neuauflage eines Legenden-Bikes: die Africa Twin. Schon im Vorjahr hatten viele gespannt auf die Rückkehr dieser Ikone gewartet, doch Honda hatte sich damals noch bedeckt gehalten.
Vom Rennstreckensport zum Offroad-Abenteuer
Hätte Honda die Africa Twin schon letztes Jahr vorgestellt, wäre sie vermutlich an mir vorbeigegangen – damals interessierte ich mich hauptsächlich für vollverkleidete und Naked Bikes. Doch mein Interesse hatte sich seither verändert und erweitert. Die Faszination für den Supermoto-Sport und meine Neugier auf die Abenteuer der Dakar-Rallye entfachten meine Begeisterung für den Offroad-Bereich.
So war ich dieses Jahr besonders gespannt auf das Offroad-Abenteuer, das auf der Enduro- und Cross-Strecke in Bauschheim stattfand. Der Standort bot zwar für die anderen Honda-Bikes wenig spannende Straßen, aber für die Africa Twin war das Gelände ideal. Da sich an den anderen Modellen nichts Gravierendes geändert hatte, lag mein Fokus voll und ganz auf dem neuen Offroad-Star – und auf meiner ersten Offroad-Erfahrung.
Willkommen bei Honda – Ein Pressetag voller Highlights
Bei unserer Ankunft wurden wir von den Honda-Mitarbeitern herzlich empfangen und ebenso freundlich von den Bloggerkollegen begrüßt, die ich seit dem Vorjahr nicht mehr gesehen hatte. Der Tag versprach spannend zu werden, auch wenn mein Mann als eingefleischter Rennmaschinen-Fan anfangs mehr die Fireblade im Auge hatte. Doch letztlich ließ er sich überreden, sich auch auf die Twins einzulassen.
Honda stellte uns zehn Africa Twins zur Verfügung, darunter auch eine Variante mit DCT-Getriebe, was uns besonders neugierig machte. Ein Instruktor führte uns in die Basics des Offroad-Fahrens ein – eine hilfreiche Einführung für uns „Offroad-Newbies“.
Erster Eindruck vom DCT-Getriebe: Spielerei oder echte Innovation?
Zu Beginn war ich skeptisch, was das DCT-Getriebe betrifft. Die Vorstellung, die Kontrolle über die Gangwahl abzugeben, ließ mich zunächst an Rollermotorräder denken. Aber der erste Fahrtest sollte diese Vorstellung schnell widerlegen. Offroad erwies sich das DCT als enorm hilfreich, besonders für Einsteiger. Statt mich auf das Schalten zu konzentrieren, konnte ich mich ganz auf die Streckenführung und die Tipps des Instruktors einlassen.
Bei meiner ersten Runde mit der manuellen Version war ich zu sehr mit dem Schalten und der Kontrolle des Bikes beschäftigt, um auf die Anweisungen des Instruktors zu achten: Füße oben lassen, im Stehen fahren, Gewicht nach vorne oder hinten verlagern – all das blieb im Hintergrund. Die Herausforderung des Geländes machte es mir schwer, mich voll auf das Bike und die Strecke zu konzentrieren.
Überforderung und erste Hürden: Offroad-Fahren lernen
Bald darauf verlor ich den Anschluss zur Gruppe. Vor mir tauchte eine steile Böschung auf, die wie eine unüberwindbare Wand wirkte. Aus Angst vor einem Sturz entschied ich mich für eine weniger steile Route und landete versehentlich im Trial-Bereich – mit zwei ahnungslosen Kollegen im Schlepptau. Als ich dann vor einem scheinbar fast senkrechten Abhang stand, blieb mir die Luft weg. Zwei Kollegen meisterten ihn problemlos, doch ich zögerte, bis der Instruktor mir das Bike schließlich sicher hinunterfuhr. Unten angekommen war ich erleichtert und stellte fest, dass der „Abgrund“ weit weniger furchteinflößend war, als er mir vorgekommen war.
Zurück im Startbereich brauchte ich erstmal eine Pause. Ich ärgerte mich über meinen fehlenden Fokus und darüber, dass ich das Bike kaum richtig erleben konnte. Mein Mann hingegen hatte inzwischen großen Spaß auf der Strecke und drehte schon seine dritte Runde.
Zweiter Versuch mit DCT – Freiheit auf zwei Rädern
Mein Mann schlug vor, die DCT-Version der Twin zu testen. Ich drängte mich also über meinen Schatten – und der Unterschied war enorm. Ohne ständig auf die Schaltung achten zu müssen, konnte ich mich voll auf das Gelände und die Tipps des Instruktors konzentrieren. Ich begann, das Fahren wirklich zu genießen.
Technische Details zur Honda Africa Twin: Drei Varianten für jedes Abenteuer
Die Honda Africa Twin 2016 gibt es in drei Varianten – Standard, ABS und DCT – und alle drei Versionen bieten robuste Leistung und Flexibilität.
- Standard – Diese Basisvariante wiegt 228 kg und verzichtet auf technische Extras. Ideal für Puristen, die die volle Kontrolle bevorzugen.
- ABS – Mit einem Gewicht von 232 kg kommt diese Version mit einem 2-Kanal-ABS, das am Hinterrad abschaltbar ist, sowie einer Traktionskontrolle und einem Aluminium-Unterbodenschutz.
- DCT – Die umfangreichste Variante wiegt 242 kg und bietet zusätzlich ein Doppelkupplungsgetriebe mit Offroad-Modi und einer Parkbremse.
Für eine Enduro mag das Gewicht auf den ersten Blick stattlich erscheinen, aber die Maschine fühlte sich in der Praxis überraschend leicht und wendig an – selbst auf unebenem Terrain und bei Sprüngen.
Innovatives Cockpit und vielseitige Einstellungen
Das Cockpit der Africa Twin ist vor allem in der DCT-Variante umfangreich ausgestattet und bietet zahlreiche Einstellungsmöglichkeiten, die anfangs vielleicht überwältigend wirken. Besonders hervorzuheben ist die 4-stufige Traktionskontrolle, die den Fahrer optimal an unterschiedliche Bedingungen anpasst. Honda beschreibt die Modi so: Je höher die Einstellung, desto geringer der Einfluss der Traktionskontrolle. Die Option „Aus“ ermöglicht im Offroad-Modus das vollständige Blockieren des Hinterrads auf losem Untergrund.
Dazu kommt der dreistufige S-Modus des DCT, der für eine sportlichere Fahrweise optimiert ist und frühere Gangwechsel sowie höheres Ausdrehen erlaubt. Eine Memory-Funktion merkt sich manuelle Gangwechsel, wie beispielsweise beim Herunterschalten vor Überholmanövern. Zudem gibt es einen speziellen G-Modus, der die Gangwechselsteuerung für steile Anstiege und Abfahrten optimiert und die Kontrolle beim Offroad-Fahren erheblich erleichtert.
Fazit: Die Africa Twin als Offroad-Erlebnis
Insgesamt hat mich die Africa Twin mit ihrem Handling und dem DCT-Getriebe beeindruckt. Anfangs stand ich dem Automatikgetriebe skeptisch gegenüber, doch beim Fahren in anspruchsvollem Gelände stellte sich das DCT als große Hilfe heraus, gerade für Einsteiger. Die Maschine kombiniert Kraft und Kontrolle, ohne dabei wuchtig oder schwerfällig zu wirken. Auch die Offroad-Fähigkeiten lassen sich durch die intelligenten Steuerungen leicht an die Fahrbedingungen anpassen, was die Africa Twin zu einem vielseitigen Begleiter für Abenteuer auf unwegsamem Terrain macht.
Der Honda Pressetag hat mir die Augen für das Offroad-Fahren geöffnet, und ich bin froh, mich auf die Herausforderung eingelassen zu haben. Die Africa Twin ist ein Bike, das ich nicht mehr so schnell vergessen werde – und das vielleicht sogar für mich der Einstieg in eine neue Bikerleidenschaft ist.
Fotos: Honda Deutschland und bike-addicted.