Motorrad-Kurventraining mit den Jungs und Mädels von Ride-IT

Schlecht geschlafen, mit dämlichen Gedanken im Kopf starte ich am Samstag um 9 Uhr zum Kurventraining nach Frankfurt. Es ist zwar super sonnig, aber noch mega kalt. Teilweise nur vier oder fünf Grad. Aber das vertreibt die dämlichen Gedanken wenigstens.

Fast pünktlich bei der Ride-IT in Frankfurt angekommen, werde ich sehr herzlich von Fritz, dem Inhaber der Ride-IT, mit einem heißen Kaffee begrüßt. Kurze Zeit später trifft Fabian, einer der beiden Co-Trainer, mit seinem „Arbeitsgerät“ ein. Eine 600er CBR. Carmen, die Dritte im Bunde (die Dame fährt die große Schwester der 600er CBR), befindet sich noch auf „Einkaufstour“ mit einem anderen Kundenpärchen.

Auch solche Sachen gehören bei der Ride-IT zum Service. Man begleitet die Kunden zum Klamottenkauf und hilft ihnen, die für sie passenden Sachen zu erwerben. Finde ich besonders für Neulinge sehr empfehlenswert, da ich aus eigener Erfahrung sagen kann, dass man nicht immer hoch motivierte Verkäufer vor sich hat, die wirklich wissen, was man braucht und sich teilweise auch nicht wirklich gut auskennen.

Drei Trainer? Ja! 🙂 Während bei den meisten Anbietern ein Trainer auf zehn bis zwölf Teilnehmer kommt, arbeitet man bei Ride-IT mit drei Trainern und maximal zehn Teilnehmern. Wenn man dann noch das Glück hat, dass sich für den Kurs nur drei Teilnehmer gemeldet haben, hat man sozusagen ein Personal-Training 🙂

Gestartet wird mit einer persönlichen Vorstellungsrunde. Wie kamen die Teilnehmer eigentlich zum biken und was hat sie dazu bewogen, sich für diesen Kurs anzumelden. So unterschiedlich die Gründe hier sind, so einig sind wir uns mit dem Endergebnis: Wir wollen in diesem Training am Ende des Tages unser „Kurvenverhalten“ an das unserer Maschinen angepasst haben. Vertreten sind eine 125er MZ SM, eine Honda XL 600 Transalp und meine R1. Unterschiedlicher könnten also auch die teilnehmenden Bikes nicht sein.

Fritz, beginnt mit einer ausführlichen Erläuterung zum Thema Sicherheit an Bike und Fahrer. Informationen zu Bereifung, Kettenspannung, Fahrwerksanpassung und Bekleidung. Ich stelle schnell fest, man lernt echt nie aus. Mir war zum Beispiel nie klar, dass man als Motorradfahrer bei einem Unfall mit einem Auto eine Teilschuld bekommt, wenn man keine Schutzkleidung trägt.

Im zweiten Teil folgt eine Sichtung von Fahrer und Fahrzeug. Mit jedem Teilnehmer wird das Bike und die Bekleidung durchgegangen.

  • Welchen Zustand haben die Reifen,
  • passt der Reifendruck,
  • wie sieht es mit der Kettenspannung aus,
  • was sagt der Öl- bzw. Bremsflüssigkeitsstand,
  • läuft irgendwo etwas aus …

Ich staune über die Intensität, denn solche Dinge hatten wir beim letzten Training nicht durchgesprochen (und das war bei einem „zertifizierten“ Anbieter). Das Gleiche natürlich bei der Bekleidung.

Auf meine Nachfrage erklärt mir Fritz, dass es gar nicht selten vorkommt, dass sie Teilnehmer wieder nach Hause schicken müssen, weil am Bike oder der Bekleidung etwas nicht stimmt. Und auch hier gibt es nichts, was es nicht gibt. Von falsch herum eingebauten Bremsklötzen, über 30 Jahre alte Reifen und einem zusammengeleimten Helm ist alles vertreten.

Los geht’s!!!

Nach dem gründlichen Check-up starten wir zum Übungsplatz. Auch Carmen ist mittlerweile vom „Einkaufen“ zurück und fährt los, um ihr „Arbeitsgerät“ zu holen.

Zum warm werden starten wir mit Bremsübungen. Auch wenn ich weiß, dass ich meiner R1 eine ganze Menge mehr zutrauen könnte, als ich es bislang tue, habe ich doch bisher immer Hemmungen gehabt, mal eine richtige Vollbremsung zu machen. Zehn Minuten später frage ich mich warum, denn selbst ohne ABS steht die Maschine nach drei Versuchen innerhalb kürzester Zeit, wie auf Schienen. Meinen Bremsweg habe ich in den drei Versuchen um zwei Drittel verringert.

Als Nächstes stehen langsame Slalom-Übungen auf dem Programm. Hier haben die Jungs mit den Enduros zwar einen großen Vorteil, da sie bei langsamen und engen Wendungen einfach viel wendiger sind als ich, aber für meine Ansprüche genügt mir das Ergebnis. Ich eiere zwar noch ein bisschen, bin mir aber sicher, dass ich das bald im Griff habe.

Die drei Trainer sehen aber natürlich zusammen auch sehr viel mehr und so fällt Fritz nach kurzer Zeit auf, dass mein „geeiere“ nicht unbedingt was mit der schwieriger zu handelnden Maschine zu tun haben muss, sondern dass es an der Fahrwerkseinstellung liegen könnte. Eine kleine Justierung bringt Klarheit. Die Gabelschrauben waren unterschiedlich eingestellt. Auch mal gut zu wissen.

Mit deutlich mehr Laufruhe bekomme ich auch die Slalom-Hänge-Übung, das Slalom-Stehen und das einhändige Slalomfahren hin. Kurz bevor mir das Handgelenk abfällt, heißt es endlich, das Geübte da umzusetzen, wozu wir es auch die ganze Zeit üben, auf der Straße.

Auf einer wohlverdienten Feierabend-Tour durch den Taunus haben wir die Gelegenheit, die Übungen sozusagen gleich live zu testen. Ich stelle bei mir eine deutliche Verbesserung meines Kurvenverhaltens fest und bin eigentlich schon total enttäuscht, dass wir so schnell schon wieder heim fahren. Dort angekommen merke ich erst, wie spät es eigentlich schon ist. Es ist weit nach sieben.

Mein Fazit zu diesem Training:

So intensiv, lustig und umfangreich hätte ich mir das zu Anfang echt nicht vorgestellt. Die Trainer schauen bei jedem Teilnehmer wirklich sehr genau hin und nehmen sich viel Zeit, mit jedem auf seine individuellen Probleme einzugehen. Durch die Rennerfahrung des Teams und die hohen Ansprüche an sich selbst, bekommt man eine unheimlich große Menge an Fachwissen vermittelt, was ich so noch nirgendwo erlebt habe.

Ich habe sehr viel mehr Selbstvertrauen in mich und meine Maschine gewonnen und weiß, wie ich es auf der Straße umsetzen kann.

Ich werde definitiv weitere Trainings mit den Ride-ITs absolvieren. Zum einen möchte ich meine Fähigkeiten natürlich weiter ausbauen, zum anderen habe ich mir aber auch zum Saisonende das Ziel gesetzt, endlich das „Knieschleifen“ auf die Kette zu bekommen. 🙂

Außerdem möchte ich unbedingt ein Rennstreckentraining machen und was mich auch noch sehr interessiert, ist ein Sozius-Training – fahren mit Mitfahrer. Da hab ich mich auch lange nicht dran getraut. Zum einen wegen der eigenen Unsicherheit, zum anderen muss man auch erst mal ein Opfer finden, dass sich hinten drauf setzt :-D. Und ein entsprechendes Trainings-Angebot hab ich bisher auch vergebens gesucht.

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