Motorradlärm und Parkgebühren – Das Feldberg-Drama

Oder: Wie 5 % der Biker 100 % in den Dreck ziehen und was wirklich hinter dem Streit steckt

Der Große Feldberg im Taunus: Kurviges Paradies für Motorradfahrer, Anziehungspunkt für Ausflügler und Sehnsuchtsort mit Panoramablick. Klingt nach Idylle? Nicht ganz. Seit 2020 ist der höchste Punkt Hessens ein hart umkämpfter Schauplatz zwischen Anwohnern, Behörden und Motorradfahrern. Der Vorwurf: Zu laut, zu schnell, zu viele. Die Realität: Differenzierter, als viele wahrhaben wollen.



Dieser Beitrag rollt die ganze Debatte sauber auf. Mit Fakten, Perspektiven und einem klaren Appell an Vernunft. Und ja, auch mit einer Portion Wut im Tank.

Kapitel 1: Der Zankapfel Feldberg – Was los ist

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Es gibt kaum ein Wochenende, an dem sich nicht Hunderte Motorräder den Berg hinaufschrauben. Die legendäre „Kanonenstraße“, der Spot vorm Feldberghaus, der Blick ins Tal, ein Muss für viele Biker im Rhein-Main-Gebiet. Doch was für uns Freiheit auf zwei Rädern bedeutet, ist für manche Anwohner purer Stress. Und das ist nicht nur gefühlt so: An Spitzentagen zählt man bis zu 140 Bikes pro Stunde auf bestimmten Strecken. Das sind alle 30 Sekunden Auspuffklang. Manchmal Genuss, manchmal Belastung.

Kapitel 2: Polizei, Politik, Prävention – Die Maßnahmen

Seit Jahren fährt die Polizei Schwerstarbeit im Taunus: Kontrolltage mit Videobikes, Mängelberichte, Bußgelder. Klassiker wie der „Auspuff im Rucksack“ tauchen regelmäßig auf. Der große Knall kam mit den sogenannten „Lärmpausen“. Ein Wochenende pro Monat, an dem bestimmte Strecken für Motorräder gesperrt wurden. Offiziell zur Entlastung der Anwohner, inoffiziell der Tropfen, der viele Fässer zum Überlaufen brachte. Die Daten? Ernüchternd: Weder wurde es ruhiger noch sicherer. Dann die Lärm-Displays: Wer laut fährt, bekommt ein digitales „Leiser“. Seit 2025 wird auch fürs Parken am Gipfel kassiert: 1,50 €/Stunde fürs Motorrad.

Kapitel 3: Stimmen aus dem Tal – Was Anwohner, Behörden und Wirte sagen

Dabei ist wichtig zu verstehen, woher die oft zitierte Zahl von fünf Prozent stammt: Diese basiert auf einem offiziellen Gutachten im Rahmen des Verkehrsversuchs am Großen Feldberg im Jahr 2022. Laut diesem Bericht überschreiten nur etwa fünf Prozent der Motorräder den Geräuschpegel von 95 Dezibel (dB(A)) – ein Wert, der in der Lärmforschung als Grenze gilt, ab der Schall als unangenehm oder störend empfunden wird.

Zum Vergleich: Tirol nutzt denselben Wert als Schwelle für streckenbezogene Fahrverbote. Das heißt konkret: Nur einer von zwanzig Motorradfahrern fällt überhaupt in diese Kategorie. Trotzdem wurde öffentlich häufig von einem generellen ‚Motorradlärmproblem‘ gesprochen, was der Faktenlage so nicht entspricht.

Die 5-Prozent-Zahl ist deshalb ein zentrales Argument gegen pauschale Fahrverbote und Sippenhaft gegenüber allen Bikern.

Manche Anwohner können den Sonntag kaum mehr genießen. Wenn Einzelne mit 110 dB durchs Dorf knallen, bleibt kein Nerv unbehelligt. Die Behörden wollten es wissen, haben untersucht, gesperrt, gemessen. Das Resultat? 5 % der Motorräder sind zu laut. Der Rest fährt völlig im Rahmen. Was in der Debatte selten vorkommt: Die Wirte am Feldberg, die mit Motorradfahrern gutes Geld verdienen. Wer ein Verbot nach dem nächsten erlässt, sägt auch an deren Existenz.

Kapitel 4: Wir Motorradfahrer – Teil des Problems oder Teil der Lösung?

Ja, es gibt sie. Die Ego-Gas-Helden. Aber: Das sind 5 Prozent. Nicht mehr.

Die anderen 95 % fahren rücksichtsvoll. Dass sie unter Generalverdacht gestellt werden, ist nicht nur unfair, sondern gefährlich.

  • Alle Jugendlichen = Randalierer?
  • Alle Hundebesitzer = Kackhinterlasser?
  • Alle Fans = Hooligans?
  • Alle Motorradfahrer = Lärmpenner?

Sorry, aber nein. Es reicht.

Kapitel 5: Der Blick nach vorn – Was passieren muss

Lärm-Messungen müssen objektiv bleiben. Kontrollen ja – Kollektivstrafen nein.
Mehr Miteinander statt Gegeneinander. Warum nicht runde Tische mit Motorradfahrern, Gemeinden und Anwohnern? Und an uns: Reißleine ziehen bei denen, die uns den Ruf versauen.

Kapitel 6: Vorschläge für echten Fortschritt am Feldberg?

  • Sound-Scoring: Lärmsensoren sanktionieren gezielt die Lauten.
  • Grüne Routen: Zugang nur für leise Motorräder.
  • Dialog-Tage: Austausch auf Augenhöhe.
  • Lärm-Melde-App: Smarte Analyse statt pauschaler Strafe.
  • Workshops statt Bußgeld: Einsicht statt Ticket.

Bleibt die Frage, sind sochel Vorschläge bei uns umsetzbar?

Kapitel 7: Wenn Sound zur Belastung wird – ein Vergleich

Viele Motorradfahrer feiern satten Auspuffsound – ich auch, keine Frage. Sound gehört zum Fahrerlebnis. Aber wir müssen ehrlich sein: Was für uns kerniger Klang ist, ist für Anwohner eine Dauerbelastung.

Wie laut ist laut? Ein paar Vergleichswerte helfen:

  • 90 dB – ein Rasenmäher auf 1 Meter Entfernung
  • 95 dB – laute Stereoanlage auf voller Lautstärke
  • 98 dB – Presslufthammer in 5 Metern Entfernung
  • 100 dB – Rockkonzert in der ersten Reihe
  • 105–110 dB – startender Jet oder Kettensäge

Das ist die Realität für Anwohner – draußen auf dem Balkon, im Garten oder im Café am Straßenrand. Und dabei reden wir noch nicht von 20 Motorrädern, sondern von bis zu 140 Bikes pro Stunde.

Diese Zahl stammt aus dem offiziellen Verkehrsversuch 2022 am Feldberg: In Niederreifenberg wurden während der Sperrmaßnahmen bis zu 140 Motorräder pro Stunde gezählt – also eines alle 25 bis 30 Sekunden. Selbst wenn nur ein kleiner Teil davon besonders laut ist, führt die Masse zu einem Dauerbeschuss aus akustischen Spitzen.

Das Problem ist nicht nur die Lautstärke an sich. Es ist die ständige Wiederholung, die den Körper stresst. Studien der Weltgesundheitsorganisation (WHO) zeigen: Permanenter Verkehrslärm, besonders mit Impulscharakter, führt zu Konzentrationsproblemen, Schlafstörungen und Gereiztheit.

Und jetzt kommt der Punkt, den viele vergessen: Viele Motorradfahrer tragen Gehörschutz. Immer mehr Biker kaufen sich Ohrstöpsel oder In-Ear-Lösungen, weil selbst im Helm das Fahren mit lauten Maschinen auf Dauer anstrengend ist.

Wenn es uns schon zu laut ist – wie geht’s dann denen, die keinen Helm tragen? Die draußen sitzen, im Garten spielen, arbeiten, leben?

Genau deshalb ist Rücksicht keine Schwäche, sondern Respekt. Und genau deshalb ist es so wichtig, nicht alle Motorradfahrer über einen Kamm zu scheren, sondern gezielt gegen die vorzugehen, die das System überreizen.

Fazit: Keine Gnade für die 5 Prozent – aber Fairness für den Rest

Was am Großen Feldberg passiert, steht exemplarisch für ein aktuell sehr beliebtes gesellschaftliches Muster, das wir nur allzu gut kennen: Ein paar wenige Arschgesichter benehmen sich daneben und alle anderen werden gleich mitbestraft.

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Du kennst die Beispiele, du hast sie weiter oben gelesen.

Statt gezielt und differenziert zu handeln, wird lieber pauschal verboten, gesperrt oder reguliert, oft ohne Rücksicht auf die Vernünftigen. Das mag bequem sein, ist aber alles andere als gerecht. Und es führt nicht zur Lösung, sondern zu Spaltung, Frust und gegenseitigem Unverständnis.

Was wir brauchen, ist Augenmaß und Respekt. Auch oder gerade besonders gegenüber denen, die sich an Regeln halten und einfach nur fahren, genießen oder leben wollen.

Denn eines ist klar:
Motorradlärm kann ein Problem sein – aber Motorradfahrer sind nicht das Problem.

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