Motorradtour Slowenien & Italien fotografieren: Profi-Tipps vom Vršič bis Südtirol

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Slowenien & Italien: Wenn der Fotograf sieht, was die Fahrer verpassen

1.400 Kilometer durch Österreich, Slowenien und Italien. Alex hatte die Tour geplant, drei BMW R12 organisiert, und uns alle zusammengebracht: Er auf der G/S, ich auf der NineT, Stephan auf der Heritage. Drei Bikes, drei Aufgaben. Alex navigierte, ich fuhr und erlebte, Stephan dokumentierte. Gleiche Kurven, gleiche Pässe. Aber während ich im Flow war, suchte Stephan nach dem perfekten Licht.

Was passiert, wenn eine Motorradtour zum Produktions-Projekt wird? Wenn jemand die Momente einfängt, die im Tempo verschwinden? Und wie bekommst du als Solo-Reisender überhaupt gute Bilder von dir und deinem Bike hin?

Stephan ist Fotograf, Filmemacher und Storyteller aus München und jemand, der versteht, dass die besten Bilder dann entstehen, wenn man sie nicht inszeniert. Wir haben über Soča-Farben gesprochen, überlaufene Südtirol-Pässe und die Wahrheit über Solo-Motorradfotos.

Slowenien: Mehr als nur Landschaft

Was macht Slowenien fotografisch so besonders?

Für mich ist Slowenien nicht nur mit dem Auge erfassbar, es beansprucht alle Sinne und löst ein Gefühl aus, das jeder einfach mal für sich erfahren sollte. Es ist die Mischung aus der klaren Luft, den visuellen Eindrücken und der Mentalität der Menschen. Als wenn das alles zusammenspielt und dieses Bild formt. Ganz besonders in den Bergen nimmt man diese Energie wahr, die einem ein extrem ehrfürchtiges Gefühl gibt, wie klein man eigentlich ist.

Stephan sieht:

„Slowenien hat für mich eine unglaubliche Ursprünglichkeit und Authentizität, die in vielen anderen Regionen verloren gegangen ist. Die Landschaft wirkt fast unberührt. Sowohl in den Bergen als auch in den Tälern. Diese Kombination aus dramatischen Bergkulissen, smaragdgrünem Wasser und der Art, wie das Licht durch die Täler fällt, schafft Bilder, die fast schon surreal wirken. Fotografisch ist es die Balance zwischen wilder Natur und einer gewissen Sanftheit, die Slowenien auszeichnet. Dazu kommt: Die Region ist nicht überlaufen mit Touristen, was bedeutet, dass man Momente einfangen kann, die sich echt und ungestellt anfühlen.“

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Die Soča-Farbe: Zwischen Realität und Unglauben

Die Farbe der Soča ist einfach was Besonderes. Ich wollte es gar nicht fotografieren, mir war viel wichtiger, diese Farbe visuell für mich mit den eigenen Augen aufzunehmen und zu verarbeiten. Blau in der Natur, ob Fluss, Meer oder Pflanze, hat auf mich allgemein eine extrem beruhigende und faszinierende Wirkung.

Stephan sieht:

„Die Soča-Farbe ist tatsächlich so intensiv, wie man sie sieht und genau das macht sie fotografisch zu einer Herausforderung. Das Problem: Kameras neigen dazu, solche extremen Farben entweder zu übersättigen oder abzuschwächen. Ein Polarisationsfilter hilft, Reflexionen zu minimieren und die Farbe noch klarer herauszuarbeiten. Aber ehrlich gesagt: Selbst mit allen technischen Tricks kommt kein Foto an das ran, was man vor Ort mit eigenen Augen sieht. Deshalb ist mein Ansatz: Die Farbe als Teil der Gesamtkomposition nutzen, nicht als Hauptmotiv. Das Wasser in Relation zur Umgebung setzen, die Felsen, die Bäume, die Brücken. So wird das Bild authentisch.“

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Vršič-Serpentinen: Flow und Fokus

Das Gefühl beim Fahren, wenn kein Auto vor oder hinter einem ist. Man kommt in seinen ganz eigenen Flow, der Wechsel von Licht und Schatten auf dem Asphalt, der Duft nach Pinien, Erde oder nassem Stein, wenn man durch die kleinen, extrem dunklen Tunnel fährt. Einerseits muss und will man absolut konzentriert in den Fokus gehen aufgrund dieser Wechsel, andererseits hat man das Bedürfnis immer wieder anzuhalten, um diesen Sinneswahrnehmungen nachzugeben.

Stephan sieht:

„Die Vršič-Serpentinen sind visuell ein Traum. Enge Kehren, dramatische Höhenunterschiede und diese Mischung aus rauem Stein und üppigem Grün. Was sie besonders macht, ist die Atmosphäre: Das Licht ändert sich ständig, je nachdem, ob man in einer Kurve im Schatten oder plötzlich in der Sonne steht. Fotografisch ist das eine Herausforderung, weil man mit extremen Kontrasten arbeiten muss. Hinzu kommt die Enge. Man hat selten die Möglichkeit, weit genug zurückzutreten, um die Serpentinen in ihrer Gesamtheit einzufangen. Also konzentriere ich mich auf Details: Ein Motorrad in einer Kehre, die russischen Kapellen als Ankerpunkte, oder die Art, wie sich die Straße durch die Landschaft schlängelt. Was den Vršič von anderen Pässen unterscheidet? Es ist diese Rohheit. Er ist nicht perfekt asphaltiert, nicht touristisch überinszeniert. Er ist authentisch. Und genau das macht ihn fotografisch so reizvoll.“

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Hot Spots vs. stille Ecken

Die „Hot-Spots“ sind teilweise schon ganz schön voll, ich hab dann immer das Bedürfnis, mich in eine stille Ecke zu verdrücken, weil mich die Energie der meisten Menschen eher stört. Es ist gar nicht so leicht, einen kleinen Flecken zu finden, der einen mit sich alleine lässt. Das ist manchmal etwas schade.

Stephan sieht:

„Ja, definitiv. Slowenien ist längst kein Geheimtipp mehr. Vor allem die Instagram-Hotspots wie der Bled-See oder bestimmte Aussichtspunkte am Vršič sind mittlerweile gut besucht. Das merkst du besonders in der Hauptsaison. Motorräder, Campervans, Touristen mit Drohnen. Fotografisch ist das natürlich eine Herausforderung. Man muss entweder sehr früh oder sehr spät unterwegs sein, um diese Orte ohne Menschenmassen einzufangen. Oder man sucht bewusst nach Alternativen: Ein paar Kilometer weiter gibt es oft Spots, die genauso schön sind, aber deutlich weniger frequentiert. Slowenien hat den Vorteil, dass es noch viele unentdeckte Ecken gibt Man muss nur bereit sein, ein bisschen abseits der Hauptrouten zu schauen.“

Italien: Grandeur und Gedränge

Südtirol-Pässe: Spektakulär, aber überlaufen

Für mich ist es ein übler Nervfaktor, wobei ich ja dann auch selbst dazu gehöre, weil ich auch da bin. Wenn ein Spot zu überfüllt ist, ist es für mich eher ein Zeichen weiter zu fahren. Manchmal wird man ein paar Kilometer weiter überrascht von einem kleinen Spot, den niemand sonst wahrgenommen hat und den man ganz für sich hat. Wenn man mit offenen Augen durch die Gegend fährt, findet man solche Spots, unweit der Hauptspots. Die sind dann ein Geschenk.

Stephan sieht:

„Südtirol ist visuell grandios. Diese massiven Bergkulissen, die dramatischen Pässe, aber es ist eben auch Touristenmagnet. Timmelsjoch, Stilfser Joch, Jaufenpass: Alle fahren die gleichen Routen, alle machen die gleichen Fotos. Das Problem: Du konkurrierst ständig mit anderen Motorrädern, Autos, Campern im Frame.

Mein Ansatz: Timing und Perspektive. Früh morgens oder spät abends sind die Pässe leerer und das Licht ist ohnehin besser. Alternativ: Bewusst andere Winkel suchen. Nicht die klassische „Passschild-Perspektive“, sondern Details, die die Masse übersieht. Ein verwittertes Holzkreuz, eine alte Almhütte, Schatten auf dem Asphalt. Oder ich arbeite mit Bewegung. Ein Motorrad, das durch die Kurve zieht, lenkt den Blick weg von den parkenden Touristenbussen im Hintergrund. Aber ehrlich: Manchmal ist es einfach zu voll. Dann heißt es: Akzeptieren oder weiterfahren.“

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Italien vs. Slowenien: Fließender Übergang

Wir haben die Grenze in den Bergen überquert. Quasi unmerklich, nur gekennzeichnet durch ein Schild. Der Übergang ist unsichtbar und für mich verschwimmen die Länder ineinander. Das ist komplett anders zwischen Deutschland und Österreich zum Beispiel. Ich nehme hier eine härtere Grenze deutlich wahr. In der Mentalität, der Energie in der Luft. In der gesamten Wahrnehmung.

Durchaus ähnlich, wobei man insgesamt an den Menschen schon leichte Unterschiede in der Mentalität bemerkt. Slowenien ist für mich über die Maßen zugewandt und freundlich mit Touristen. Immer noch einen Deut mehr als andere Länder.

Stephan sieht:

„Visuell verschwimmen Slowenien und Norditalien tatsächlich ineinander. Die Berge, die Vegetation, die Architektur haben viele Gemeinsamkeiten. Aber fotografisch gibt es subtile Unterschiede. Slowenien wirkt rauer, unpolierter. Italien hingegen hat eine gewisse… Theatralik. Die Pässe sind breiter, besser ausgebaut, die Aussichtspunkte bewusster inszeniert. Es ist, als würde Italien sagen: ‚Schau her, wie spektakulär ich bin.‘ Slowenien flüstert eher. Auch das Licht ist anders. In Italien wirkt es oft härter, kontrastreicher. In Slowenien habe ich öfter dieses weiche, diffuse Licht, das Bilder fast sanft macht. Der größte Unterschied ist aber tatsächlich die Frequenz: Italien ist dichter befahren, mehr Menschen, mehr Infrastruktur. Slowenien gibt dir noch Raum zum Atmen. Visuell wie real.“

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Bekannte Pässe neu sehen?

Pass fahren ist für mich eher ein Abhaken-Modus. Für mich zählt mehr, was sonst so beim Fahren passiert oder diverse visuelle Eindrücke mit mir machen. Das passiert aber eher nicht auf den typischen Pässen. Könnte sein, dass es anders wäre, wenn ich dort komplett alleine wäre, das kann ich aktuell aber leider nicht beurteilen, da es noch nicht vorkam.

Stephan sieht:

„Die bekannten Pässe sind visuell oft spektakulär, aber eben auch vorhersehbar. Jeder kennt die Bilder vom Stilfser Joch oder Timmelsjoch. Mein Ansatz: Ich suche nicht nach dem anderen Blick auf den Pass selbst, sondern nach Momenten drumherum. Die Tankstelle am Fuß des Passes, an der alle stehen und Kaffee trinken. Das verschwitzte Gesicht nach der Auffahrt. Die Handschuhe auf dem Tank. Für mich ist das interessanter als das x-te Panorama-Foto. Oder ich nutze die Pässe als Kulisse für etwas anderes. Ein Portrait, eine Bewegungsaufnahme. Aber du hast recht: Oft sind die besten Momente die ungeplanten, abseits der Hauptrouten. Die Nebenstraße, die nirgendwo hinführt. Der vergessene Schotterweg. Das sind die Bilder, die später hängen bleiben.“

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Solo unterwegs: Die Wahrheit über Motorrad-Selfies

Der Frust mit den eigenen Bildern

Ja. Und jedes Mal gebe ich frustriert auf. Ich bekomm mich selbst einfach super selten so fotografiert, wie ich mir das vor meinem geistigen Auge vorstelle. Wenn ich dann zum Beispiel Stephans Bilder sehe, merke ich, dass er ein gutes Auge für Menschen und Situationen hat. Er macht Bilder in Situationen, in denen man das nicht merkt. Das macht den Unterschied. Ich habe für mich noch nicht raus, wie ich auf meinen eigenen Bildern so entspannt sein kann, wie in Situationen, in denen ich es nicht merke, dass mich jemand fotografiert. Und dann ist mir das Fahren und Erleben meist wichtiger, als ein Bild von mir.

Stephan sagt:

„Drei Dinge:

1. Vergiss Perfektion. Die besten Bilder entstehen nicht, wenn du versuchst, gut auszusehen. Sie entstehen, wenn du einfach tust, was du tust. Helm abnehmen, Handschuhe ausziehen, aufs Bike schauen. Authentische Momente schlagen inszenierte Posen immer.

2. Licht ist alles. Egal, wie gut deine Kamera ist, schlechtes Licht macht schlechte Bilder. Goldene Stunde (kurz nach Sonnenaufgang oder vor Sonnenuntergang) ist dein Freund. Vermeide die Mittagssonne. Die schafft harte Schatten und lässt alles flach wirken.

3. Hintergrund vor Vordergrund. Bevor du dich positionierst: Schau, was hinter dir passiert. Ein chaotischer Parkplatz, Mülltonnen, andere Menschen, das lenkt ab. Ein klarer Horizont, eine Bergkulisse, eine leere Straße, das lenkt den Blick auf dich und dein Bike.“

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Was funktioniert wirklich: Stativ, Fernauslöser & Co.

Ja, Stativ am Bike und Kamera laufen lassen. Das funktioniert am besten. Irgendwann vergisst man die Kamera und dann wird es natürlich. Ich bevorzuge die kleinen ActionCams und mein Handy. Mich jetzt noch auf eine Profi-Kamera einzustellen steht für mich nicht im Verhältnis. Ich arbeite lieber mit dem was ich habe und was schnell geht und hole da das Beste raus. Bei mir geht es am Ende auch eher um die Emotion, die transportiert wird, als um das perfekte Bild.

Stephan sagt:

„Stativ und Selbstauslöser funktionieren, aber nur, wenn du bereit bist, Zeit zu investieren. Der Timer ist oft besser als ein Fernauslöser, weil du dich in der Vorlaufzeit natürlich bewegen und positionieren kannst. Das Problem: Die meisten geben nach zwei, drei Versuchen auf, weil die Bilder nicht sofort gut sind.

Mein Tipp: Stell die Kamera auf Serienbildmodus und lass sie laufen, während du natürlich agierst. Helm aufsetzen, Bike bewegen, in die Ferne schauen. Irgendwann vergisst du die Kamera, und genau dann entstehen die guten Shots.

Was wirklich hilft: Ein flexibles Ministativ (Gorillapod oder ähnlich), das du ans Bike klemmen oder auf einen Stein setzen kannst. Schwere Dreibeinstative sind auf Motorradtouren unpraktisch. Und: Nutze den Selbstauslöser mit 10 Sekunden Vorlauf. Gibt dir Zeit, in Position zu kommen, ohne gehetzt auszusehen.“

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Die größten Fehler bei Solo-Fotos

Eine Mischung aus allem. Zu gestellt, ich hab manchmal kein Feeling für die Perspektive und dann sehe ich nicht so aus wie ich mich fühle. Was aber wahrscheinlich eher ein Wahrnehmungsproblem von mir ist und wo wir alle lernen dürfen, uns zu akzeptieren.

Stephan sagt:

„Die größten Fehler:

1. Zu nah dran. Viele stellen die Kamera zu dicht ans Bike. Das verzerrt Perspektiven und lässt das Bild eng wirken. Tritt zurück, wähle einen weiteren Ausschnitt. Du kannst später croppen, aber eine schlechte Perspektive kannst du nicht retten.

2. Mittige Positionierung. Bike und Person immer schön zentral im Bild, langweilig. Nutze die Drittel-Regel: Platziere dich oder dein Bike im linken oder rechten Drittel, lass den Rest des Bildes atmen.

3. Steife Posen. Frontal zur Kamera stehen, Arme am Körper, gezwungenes Lächeln. Das schreit „Ich weiß nicht, was ich tun soll“. Besser: Interagiere mit dem Bike. Lehne dich dran, schau aufs Cockpit, zieh den Helm aus. Bewegung schafft Leben.

4. Ignorieren des Lichts. Gegenlicht ohne Ausgleich = dunkle Silhouette. Direktes Sonnenlicht von oben = harte Schatten im Gesicht. Lerne, das Licht zu lesen und arbeite damit, nicht dagegen.

Und noch ein Tipp: Alle fotografischen Regeln sind dazu da, auch mal absichtlich gebrochen zu werden. Manchmal entsteht gerade dann das interessanteste Bild.“

„Bike vor Bergpanorama“ – der Klassiker

Ja, ich hab’s aber aufgegeben, weil ich es einfach nicht so hinbekomme wie zum Beispiel Stephan. Das hat dann wieder was mit dem Equipment zu tun. Manchmal gelingt mir ein guter Schuss aus der Hüfte, das ist dann aber Zufall. Ansonsten hab ich prinzipiell gute Ideen und bin immer dankbar, wenn ich jemanden finde, der meine bekloppten Ideen umsetzen kann.

Stephan sagt:

„Der Bike vor Bergpanorama-Shot ist ein Klassiker und genau deshalb schwierig. Jeder hat ihn, also musst du ihn besser machen. Wie?

1. Führungslinien nutzen. Stell das Bike nicht einfach an den Straßenrand. Nutze die Straße selbst als Linie, die ins Bild führt. Oder eine Mauer, einen Zaun, eine Felskante. Etwas, das den Blick zum Bike lenkt.

2. Vordergrund schaffen. Ein Bike allein vor Bergen? Okay. Ein Bike mit Blumen, Steinen, Gras im Vordergrund? Besser. Das schafft Tiefe.

3. Winkel ändern. Nicht auf Augenhöhe fotografieren. Geh in die Hocke, fotografiere leicht von unten. Das macht das Bike dominanter. Oder von oben (auf einen Felsen klettern). Das zeigt mehr Landschaft.

4. Warten. Das Licht ändert sich ständig. Eine Wolke zieht weg, die Sonne bricht durch, plötzlich ist das Bild perfekt. Gib dir fünf Minuten Zeit, nicht fünf Sekunden.“

Equipment: Weniger ist mehr

Smartphone vs. Kamera – die 70-80%-Regel

In 70 bis 80 Prozent reicht für MEINE Zwecke das Handy. Bei solchen Projekten wie hier mit der R nineT 12 stößt man dann aber an die Grenzen, wenn es einerseits um Details geht, andererseits aber auch um Stimmung. Ein Bild, bei dem ich in einer riesigen Bergkulisse stehe, bekommt man mit dem Handy nicht so eingefangen wie Stephan mit seiner Profikamera. Aber da muss ich mir vorher überlegen: Fahre ich um des Fahrens willen und wegen der Erinnerung, die ich damit schaffe, oder geht es hier um ein Content-Projekt?

Stephan sagt:

„Moderne Smartphones sind verdammt gut. Vor allem bei gutem Licht. Für Social Media, schnelle Erinnerungen, spontane Momente: absolut ausreichend. Die Grenzen zeigen sich bei:

– Extremen Lichtsituationen (Gegenlicht, Dämmerung, Nacht) – Zoom (digitaler Zoom = Qualitätsverlust)
– Drucken in großen Formaten
– Professionellen Ansprüchen (Magazin, Werbung)

Aber: 90% der Leute scheitern nicht an der Technik, sondern an Komposition, Licht und Timing. Ein gutes Smartphone-Foto mit richtigem Licht und guter Komposition schlägt ein schlechtes DSLR-Foto immer. Also: Wenn du keine Lust auf schweres Equipment hast, bleib beim Handy, aber lerne, es richtig zu nutzen. Nutze die Drittel-Regel für bessere Komposition. Und der wichtigste Tipp: Frag dich immer, was dein Foto erzählen soll. Welche Geschichte willst du mit diesem Bild transportieren? Das macht den Unterschied zwischen Schnappschuss und starkem Bild.“

Die drei wichtigsten Dinge (außer Kamera/Handy)

Stativ, Flexistativ für ans Bike und Linsenset für die ActionCam.

Stephan sagt:

Meine drei Must-Haves:

  1. Gorillapod (flexibles Ministativ), unfassbar vielseitig. Kannst du ans Bike klemmen, um einen Ast wickeln, auf unebenen Untergrund stellen. Wiegt fast nichts, kostet wenig, macht den Unterschied.
  2. Putzzeug: Mikrofasertuch und Linsenreiniger. Klingt banal, aber ein verschmiertes Objektiv oder Display ruiniert jedes Foto. Gerade auf Motorradtouren sammeln sich Staub, Insekten und Feuchtigkeit.
  3. Powerbank: Nichts ist frustrierender als ein leerer Akku beim perfekten Licht. 10.000 mAh reichen locker für einen Tag Shooting.

Drohne: Lohnt sich der Aufwand?

Ich liebe Drohnen-Shots, allerdings ist mir persönlich der Aufwand zu groß, mich in diese Thematik auch noch einzuarbeiten. Für klassische Touren und den persönlichen Bedarf ist mir das zu viel. Sollte es um ein Projekt gehen, würde ich immer jemanden mit dazu nehmen, denn mir persönlich ist der Aufwand damit zu groß.

Stephan sagt:

„Drohnen liefern spektakuläre Perspektiven, aber der Aufwand ist real. Du brauchst:

– Zeit (Setup, fliegen, filmen, einpacken: 15-20 Minuten pro Shot)
– Know-how (Flugregeln, Verbotszonen, Technik)
– Platz im Gepäck
– Nerven (Wind, Akkustand, Abstürze)

Für wen lohnt es sich? Content Creators, die regelmäßig produzieren. Leute, die ihre Touren professionell dokumentieren wollen. Oder die einfach Spaß an der Technik haben.

Für wen nicht? Casual-Tourer, die einfach nur fahren und ab und zu ein Bild mitnehmen wollen. Solo-Reisende, die minimalistisch unterwegs sind.

Ehrlich: Die meisten Drohnen-Shots sehen ähnlich aus. Ein Motorrad von oben auf einer kurvigen Straße – schön, aber austauschbar. Ich nutze die Drohne nur, wenn sie wirklich einen Mehrwert bringt, um Dimensionen zu zeigen, die vom Boden aus nicht sichtbar sind.“

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Der eine wichtige Tipp

Was du wirklich brauchst für bessere Tour-Bilder

Wenn du einem Solo-Fahrer, der bessere Bilder von der Tour mitbringen will, EINEN Tipp geben würdest, was wäre es?

Kamera öfter mal laufen lassen oder Serienbilder machen. Die Wahrscheinlichkeit, dass hier ein guter Moment dabei ist, ist deutlich höher.

Stephan sagt:

„Hör auf zu versuchen, das „perfekte“ Foto zu machen. Mach stattdessen 50 Fotos und wähle später das Beste aus. Fotografiere mehr, denke weniger nach. Die Kamera laufen lassen, Serienbildmodus, einfach machen, das nimmt den Druck raus und erhöht die Chance auf den einen guten Shot exponentiell. Und dann: Sei gnadenlos beim Aussortieren. Von 50 Bildern sind 45 Schrott. Das ist okay. Die fünf guten sind es wert.“

Fazit: Zwei Perspektiven, eine Reise

1.400 Kilometer später bleibt Folgendes: Ich habe Slowenien und Italien gefahren, Stephan hat sie gesehen. Beide Perspektiven erzählen die gleiche Reise, aber völlig unterschiedlich.

Für mich war es der Flow in den Vršič-Serpentinen, die Soča-Farbe, die ich nicht fotografieren wollte, sondern einfach nur sehen. Die stillen Ecken abseits der Hotspots. Die Erkenntnis, dass mir das Fahren wichtiger ist als das perfekte Bild.

Für Stephan war es das Licht im Soča-Tal, die Herausforderung, überlaufene Pässe trotzdem interessant einzufangen, und die Momente, die ich beim Fahren verpasst habe.

Und für dich als Solo-Reisender? Die Erkenntnis, dass du keine Profi-Ausrüstung brauchst. Sondern Zeit, Geduld und den Mut, die Kamera einfach laufen zu lassen. Dass es okay ist, frustriert aufzugeben, oder jemanden wie Stephan mitzunehmen, der deine „bekloppten Ideen“ umsetzt.

Am Ende zählt nicht, ob das Bild technisch perfekt ist. Sondern ob es transportiert, was du gefühlt hast.



Video zur Tour:

Stephan hat die komplette Tour auch visuell dokumentiert. Hier kannst du sehen, wie die Bilder in Bewegung aussehen:


Stephan Schaar ist Fotograf, Filmemacher und Storyteller aus München.
Mehr von seiner Arbeit: stephanschaar.de

Alle Fotos: © Stephan Schaar

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